Das beste Mittel gegen Verdrossenheit ist es, sich selbst zu aktivieren.
(Richard von Weizsäcker)
Am vergangenen Sonntag hatte ich das Glück und die Möglichkeit und habe für die Yoga-Lehrer-Akademie einen Meditationstag gehalten.
Einen ganzen Tag von 10 – 17 Uhr Meditation online.
Ist erst einmal ein bisschen schwer vorstellbar – erst mal ein ganzer Tag und dann vor dem Computer?
Und wie schon bei den letzten Malen – zu Beginn ein bisschen Aufregung bei den Teilnehmern „wie es wohl wird“ und dann vergeht die Zeit wie im Fluge und am Spätnachmittag für alle deutlich spürbar: Energetisiert, glücklich und ein bisschen erschöpft.
Es ist eine Hochleistung, die jeder an einem solchen Tag vollbringt, begleitet von genügend Pausen und eingebunden in eine Art Geschichte, ein roter Faden, der durch den Tag begleitet und durch den man sich an jeder Stelle verbunden fühlt und die Entwicklung und die Erfahrungen über die Zeit gut einordnen kann.
Das Thema, das mich im Moment sehr intensiv begleitet, „vom ICH zum WIR“ hat uns auch durch diesen Tag geführt. Was bin ich? Wie fühlt es sich an, wirklich ICH zu sein? (und welches Ich ist durch unsere Ego-Stimme präsent und wie unterscheide ich beides?)
Wie fühle ich das in Begleitung meines Atems und in einer geführten Körperreise? Wie fühlt sich eine kraftvolle Meditation zur Öffnung des Herzens an und danach eine für die Selbstliebe?
Um dann mit einem Mantra hineinzutauchen „Erkenne, die andere Person bist du“, oder bewusst Veränderung willkommen zu heißen und zum Schluss in einem kraftvollen und erdenden Finale mit einem schwungvollen Mantra und gemeinsamer Bewegung in die volle Freude zu gelangen… Der ganze Bildschirm hat mitgetanzt!
Wir haben alle so geleuchtet und die Gesichter haben so gestrahlt!
Und den ersten Rückmeldungen und meinem eigenen Erleben nach, wirkt es noch nach – und sicherlich noch ein paar Tage länger.
Interessanterweise waren einige Rückmeldungen, die gerade das Online-Format hierzu ganz besonders gut fanden! Denn so hatte jeder die Möglichkeit ein wenig in „seinem eigenen space“ zu bleiben und gut für sich zu sorgen. Vielleicht wird man in einem live- Umfeld doch noch mehr mitgerissen von der Gruppendynamik (aber auch das ist super!).
So gab es die Möglichkeit individuell zu schauen und zu entscheiden, was gerade geht und was nicht.
Solche Tage sind eine besondere Erfahrung, weil so intensiv und tiefgehend. Denn genau dafür öffnen wir uns ja in der Meditation – dem inneren Feld des „Gewahrseins“. Einen Raum der Präsenz zu spüren im „Hier und Jetzt“, den wir im Alltag meist nicht finden (vielleicht auch gar nicht suchen?).
Den Atem zu fühlen, die Haltung, oder ggf. Bewegung zu spüren, die Gedanken wahrzunehmen, die kommen und auch wieder gehen dürfen, die Emotionen und alles einfach zu beobachten. All das unterstützt, diesen inneren „space“ zu finden. Und auch die Widerstände – gerade bei einer Meditation über z.B. 31 Minuten, da kann das Ego schon mal ganz schön laut werden.
Das alles zu erleben und alles, was kommt, anzunehmen ist wie ein richtiger Frühjahrs-Hausputz im „Oberstübchen“.
Die Welt ist danach ein wenig anders. Heller – klarer – bewusster – kraftvoller – weiter …
Diese Kraft können wir nun nutzen für all die Dinge, die anstehen. Nicht um alles noch schneller und effektiver zu machen, sondern um genau zu schauen, was ist wirklich notwendig, was möchte ich machen – und WAS NICHT. Und das WAS NICHT ohne schlechtes Gewissen auch mal nicht zu tun. Bei vielen geht es mehr um das NICHT oder LANGSAMER machen.
Gibt es vielleicht Dinge, die du unbewusst immer wieder tust, obwohl du es eigentlich nicht möchtest?
Hast du Angewohnheiten, die dir nicht mehr dienlich sind? Tust du etwas, weil du das Gefühl hast, es wird von dir erwartet? Hast du das schon einmal nachgefragt beim Gegenüber? Welche Annahmen treffen wir permanent, die in Wirklichkeit gar nicht wahr sind und nur in unserem Geist entstehen…
Ich lade dich ein, dies einmal zu erforschen und diesen Dingen tiefer auf den Grund zu gehen.
Frage dich und frage auch die anderen. Es ist erstaunlich, was dabei herauskommt! Und diese Art Gespräche sind wunderbar tiefgehend und nährend. Und wahrscheinlich interessanter, als sich über das Wetter auszutauschen (aber das ist nur eine Annahme…🙂)
So nehmen wir die Veränderungen und das Neue, als Chance zu wachsen und unser Leben aktiv und bewusst selbst in die Hand zu nehmen und selbstbewusst und liebevoll im ICH und WIR zu leben.
Dabei gilt: „Die Energie folgt der Aufmerksamkeit!“, also gilt es zu schauen, wo ich mit meiner Aufmerksamkeit so bin.
Dabei wünsche ich dir und mir viel Forschergeist und Freude!