Darf das Leben leicht und freudig sein?
„Jetzt beginnt der Ernst des Lebens, „das Leben ist kein Ponyhof“, „schaffe, schaffe, Häusle baue“ und ähnliche Sprüche ermahnen mich, ja nicht leichtfertig zu werden, sondern ernsthaft der Schwere des Lebens entgegenzutreten.
Als ich eingeschult wurde, hat meine Oma damals gesagt „Mäuschen, jetzt beginnt der Ernst des Lebens“. Ich habe es sehr ernst und mit einer gewissen Wichtigkeit gehört und mich damit irgendwie erwachsen gefühlt. Und unbewusst damit (und der Schule) ein Stückchen meiner wertvollen, kindlichen Verspieltheit aufgegeben.
Aber ist es denn ein unumstößliches Gesetz, dass das Leben schwer ist? Oder machen wir es uns nur selbst schwer? Indem wir es z.B. durch solche Sprüche und Weisheiten immer wieder aufs Neue verankern?
Wie ist es mit „der Leichtigkeit des Seins“ oder „es ist dein Geburtsrecht, glücklich zu sein“? Sie zeigen die andere Seite der Medaille.
Aber wie denn nun, ist das Leben nun leicht oder schwer? DARF es leicht sein, oder erlauben wir es uns nicht?
Manchmal habe ich das Gefühl, es gibt eine „kollektive Schwere“, wie eine Last der letzten Jahrhunderte mit all den gemachten, teils schrecklichen Erfahrungen, die weitergetragen werden und in die wir unbewusst hineinwachsen.
Die spielerische Leichtigkeit der frühen Kindheit, der Entdeckergeist, die Freiheit alles auszuprobieren, hüpfend, singend und lachend durchs Leben zu gehen, gehen uns so oft über die Jahre verloren.
Warum lassen wir so viel unserer kindlichen Leichtigkeit hinter uns?
Lassen wir uns einengen, weil es die Konvention ist, sich irgendwie gehört und es alle machen? (Naja, die meisten) – es lohnt sich darüber nachzudenken, ob MIR das wirklich guttut und mir die Freiheit zu nehmen, meinen, fröhlichen Weg zu gehen.
Ohne Leichtigkeit, ohne Lachen und Freude am Sein, wird es dröge, langweilig und fade.
Vor einigen Jahren habe ich mich genau in dieser Situation wiedergefunden. Was war passiert? Zuviel von allem – ich muss, ich sollte, ich darf nicht… unbewusste Rollenbilder, Annahmen, Muster und so viele Glaubenssätze.
Wenn es schwer ist, ist es wie ein ankämpfen gegen etwas, das ich nicht so recht benennen kann. Es verbraucht enorm Energie, ohne voranzukommen. Dann ist es oft so, dass ich bemerke, das ICH etwas WILL. Da ist mein Ego auf einmal da, da finde ich, etwas muss oder sollte so sein, das macht mich eng und macht ein Feld von Erwartungen (auch an andere) auf, die nie alle erfüllt werden können. Zumal diese Erwartungen ja meist nur in meinem Kopf existieren und wohl meist gar nicht wahr sind.
Im Yoga sprechen wir von Samskara. Es sind Konditionierungen, die im Hirn als Automatismus gespeichert sind.
In den Asanas (Haltungen) im Yoga kann ich manchmal Unbehagen und Widerstände spüren – hier kann ich erforschen, wie ich damit umgehe. Diese Muster kann ich lernen, zu durchschauen und zu erkennen – z.B. in der Meditation. Dann kann ich sie akzeptieren und liebevoll annehmen – und durch neue ersetzen. Und das spielerische Erleben und Üben im Yoga kann ich in den Alltag einfließen lassen und immer mal hier meine Widerstände und Emotionen erforschen!
Wenn ich es schaffe, diese „falschen“ Wünsche und Erwartungen loszulassen (denn es sind ja nur meine Gedanken und gelernten Angewohnheiten), bekomme ich eine andere Sicht auf die Dinge, es fühlt sich wieder leicht und frei an.
Klingt leicht – und seit ich auf dem Weg bin, meine alten Muster zu finden und enttarnen, macht es mir richtig Freude, diesen Hausputz täglich zu tun. Reaktionen und Emotionen zu erforschen, zu reflektieren, spielerisch mal anders herum auszuprobieren. Gelingt nicht immer auf Anhieb ;-), aber es geht um den Weg, um die Entwicklung und nicht darum am Ende angekommen zu sein.
Heute bin ich dankbar für die Erfahrungen, die ich machen durfte und darf, denn sie sind mein lebendiger Weg, meine Fußabdrücke, meine Erfahrungen, die ich teilen kann.
Inzwischen habe ich ein großes Stück meiner Leichtigkeit und Freude wieder entdeckt und sie zu einem wichtigen Teil meines Lebens gemacht. Tendenz steigend.
Wenn ich MICH hinter all den Mustern finde und wieder in Verbindung komme mit MIR, dann kann ich bewusst für mich Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen, die mir gut tun.
Dann komme ich in die Freude, denn ich verbiege mich nicht mehr. Dann bin ich in Balance (in meinem Hirn ist „Kohärenz“ – es gibt in diesem Moment keine Unruhe im Nervensystem) und innerem Frieden. Und dann kann ich spielerisch, leicht und kreativ werden.
Und ich mache Fehler und lerne aus Ihnen – wie schön, wenn ich auch darüber und über mich schmunzeln und lachen kann.
Wenn ich in meinem inneren Frieden und aus meiner Verbundenheit und Liebe heraus agiere, kann ich diese positive Ausrichtung und höchste Schwingung ausstrahlen.
Blauäugig? Oberflächlich? Unrealistisch?
Das fragt dann sofort meine Ratio, mein Verstand, die das mit der höchsten Schwingung und Frequenz nicht so recht verstehen.
Mein Herz weiß die Antwort. Nur so wird es gehen.