Heute Nachmittag saß ich wieder einmal an meinem Lieblingsplatz am kleinen Fluss. Mich berührt die Natürlichkeit des Platzes so nah an der Stadt – ein Platz zum Auftanken um die Ecke.
So sitze ich am sonnigen Sonntag hier am Fluss, es plätschert und es gurgelt ganz friedlich um mich herum. Weiter oben strudelt es ein bisschen und plätschert um Steine herum und über Unebenheiten. Die Sonnenstrahlen der Nachmittagssonne kommen durch die noch nackten Bäume und wärmen mich. Der Frieden der Natur legt sich über mich, lässt mich innehalten, lässt mich fühlen, meinen Atem spüren. Lässt mir die Worte wie eine Eingebung kommen – es fließt. Und ich bemerke, wie alles andere von mir abfällt und ich mitfließe.
Das Leben ist wie ein Fluss.
Wie ist den Leben? Wie fließt es?
Wie ein kleiner Bergbach, der witzig und spritzig bergab über die Steine hüpft, lustig gurgelnd?
Oder wie ein größerer Fluss, still und leise vor sich hinströmend, breit und unaufgeregt?
Gibt es manchmal Hochwasser, tritt das Wasser dann reißend über die Ufer, mit Ästen und Treibgut und großer Geschwindigkeit mitreißend, was im Weg ist?
Oder ist es auch mal wie ein trockener Bachlauf im Spätsommer, wenn in dem Moment nicht so viel Lebendigkeit ist?
Oder wie auf dem Bild oben, das kleine Flüsschen, das sanft vor sich hinplätschert, durch die Kurven und Windungen seines natürlichen Laufs fließt, um die Steine herum oder auch mal drüber. Ganz lebendig, so wie das Leben diesen Fluss erschafft, in jedem Moment anders. Mit den Jahreszeiten sich immer ein bisschen verändernd, Ausspülungen und Anschwemmungen verändern das Ufer stetig. Wo letzten Sommer noch eine kleine Landbrücke mit Kieselsteinchen war fließt jetzt Wasser und der alte Baum steht auf einer Insel.
Es fühlt sich für uns Menschen meist gut an, wenn die Dinge im Frieden sind und das Leben unaufgeregt fließt. Dann herrscht Ordnung in Körper und Geist und wir können recht entspannt sein. Wir gehen unseren Gewohnheiten nach, alles scheint friedlich und in seiner Ordnung. Das schenkt uns Stabilität.
Das ist nur nicht die Natur des Lebens. Im „echten Leben“ verändert sich alles ständig. In jeder Sekunde, in jedem Moment, mit jedem Atemzug.
Es ist die Kunst, in der permanenten Veränderung stabil zu bleiben und flexibel mitzuschwingen. Ein bisschen wie auf einem wackeligen Untergrund die Balance zu behalten und gleichzeitig noch den eigenen Weg weiterzugehen. Mal gehe ich ein bisschen nach links, mal nach rechts, mal im Kreis oder einen Umweg. Dann justiere ich mich wieder neu und gehe weiter vorwärts. Nichts im Leben ist Stillstand – das ist eine Illusion. Die Natur – das Leben ist in permanenter Entwicklung und Entfaltung. Die Tageszeiten, Monatsrhythmen, Jahreszeiten, Planetenrhythmen, die uns alle beeinflussen, verändern permanent die Magnetfelder und Energien, in denen wir leben.
Es fällt mir leichter damit zurechtzukommen, wenn ich anerkenne, dass das der Normalzustand ist, dass ich mich flexibel den Gegebenheiten anpassen kann, das Leben tanze, Herausforderungen als Chance erkenne, statt starr zu verweilen und mich den Veränderungen vielleicht entgegenstelle oder blockiere.
Ich lerne anzuerkennen, was sich ändert im Laufe des Lebens, liebzugewinnen, die unterschiedlichen Lebensphasen bewusst zu durchleben mit all ihren Qualitäten. Anerkennen, was ich erlebt habe – auch die schmerzhaften, nicht so schönen Momente, anerkennen was sich ändert und auch was sich im Nachhinein als eine „falsche“ Entscheidung herausstellt.
Jedoch – ich bin inzwischen der Meinung, dass es hier gar kein falsch gibt. Sondern dass ich, dass wir uns in jedem Moment nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden. Auf Ebene des Entwickungs- und Wissensstandes, der im Moment gegeben ist. Denn klar – hinterher bin ich meist schlauer. Und um die Erfahrung reicher! Welch Schatz an Erfahrungen sammle ich auf meinem Weg! Ich möchte diesen wertschätzen und hüten, denn er ist Zeuge meines ganz persönlichen, eigenen Weges, den ich gegangen bin.
Dabei kann ich mich erinnern, dass ich Entscheidungen schon früh in diesem Bewusstsein getroffen habe: dass es eine Entscheidung des Momentes war, die ich bewusst treffe und mich später nicht darüber ärgere oder sage „hätte ich doch“. Das macht mich leicht von unnötiger Last und Ballast.
Gleichzeitig versuche und übe ich, mutig nach vorne zu schauen und voranzuschreiten. Und dann kommen auch Sorgen und Ängste, gerade weil ich nicht vorhersagen kann, was sich ereignen wird. Was mir hilft, ist meine Erwartungshaltung immer wieder zu prüfen und Erwartungen loszulassen. Außerdem die bewusste Verbindung mit meinem Inneren, meiner Mitte, meiner Verbindung in etwas Höheres, von dem ich mich geborgen, getragen und geführt fühle. Woher ich das genau weiß, kann ich nicht genau sagen. Es ist ein inneres Wissen, ein Gefühl der Sicherheit, auf das ich mich jederzeit bewusst konzentrieren kann und mich hineinfallen lassen kann. Je mehr ich mich diesem Gefühl hingebe, es als innere Haltung zelebriere, desto stärker wirkt es und trägt mich – auch wenn es uneben und holprig wird.
Ich lade dich ein, dein Fließen in deinem Leben zu erforschen, in alltäglichen Situationen zu erleben, wie deine Reaktionsmuster sind – wann du starr wirst, wann du gelassen flexibel weiterfließt. Und dann diese Leichtigkeit erprobst und trainierst wie einen Muskel – deinen Muskel des Vertrauens und der Liebe.