Eine kleine Auszeit im bayerischen Voralpenland lässt mich – mal wieder – ins Philosophieren kommen und die Dinge aus einer anderen Sichtweise betrachten.
Einmal ist mir aufgefallen, dass mein ganzes Leben inzwischen mehr und mehr zum Urlaub wird. Das klingt komisch (und mein innerer Kritiker verzweifelt, sowas geht doch nicht !!!), aber es fühlt sich tatsächlich oft so an.
Früher hatte ich andere Rhythmen, eine „geregelte“ Arbeit, viele eigene unbewusste Erwartungen, habe mich äußeren Gegebenheiten, manchmal vermeintlichen Zwängen angepasst.
Inzwischen gestalte ich mein Leben weitestgehend nach meinem Stil und Gusto und fühle mich viel freier. Da wird der Alltag auf eine bestimmte Art wirklich wie Urlaub.
Ich überlege gerade, inwieweit die Zeit, als die Kinder kleiner waren, dazu beigetragen haben. Womöglich einen großen Teil, aber auch hier sind in unserem Leben so viele äußere „Zwänge“ – ich würde heute vieles anders machen und mich und meine Kindern soweit wie möglich diese „Zwänge“ nehmen.
Ich muss heute keinem Trott mehr entfliehen, sei es fürs Wochenende oder den Urlaub, ich bin mehr und mehr in meinem eigenen Rhythmus.
Und dann bewirkt ein Tapetenwechsel bei mir zusätzlich die Freiheit, all die Dinge, die zu Hause eben zu tun sind – so viel Freude es mir auch macht – mal nicht zu tun.
Noch intensiver in den Tag hineinzuleben und mich nach dem Wetter und dem zu richten, worauf ich bzw. wir gerade Lust haben.
Und dann einfach genießen, ohne an gestern oder morgen zu denken. Das ist „Jetzt & Hier“.
In einem dieser „Jetzt & Hier“ Momente bin ich über Sokrates gestolpert… „Ich weiß, dass ich nicht weiß.“
Angeregt aus „Ein Kurs in Wundern“, in dem es an verschiedenen Stellen und in verschiedenen Zusammenhängen auch heißt: „Meine Gedanken bedeuten nichts.“
Wie bitte? Meine Gedanken bedeuten nichts? Ich weiß, dass ich nicht weiß?
In unserer Welt, wo so viel Wert auf Wissen und Wissenschaft, auf rationalem Denken und Verstand gelegt wird – und dann solch eine Aussage?
Es lohnt sich, mal tiefer hinein zu schauen.
Wenn „ich weiß“, oder glaube zu wissen, dann ist das letztlich die Grundlage für Konfrontation und Dualität.
Denn in dem Moment, in der ein anderer etwas anderes denkt (und keine zwei Menschen denken gleich, das geht gar nicht, denn jeder Mensch lebt aus unterschiedlichsten Erfahrungen), bin ich im Konflikt.
Und das alte Spiel geht los „ich hab Recht“, „der/die andere hat ja keine Ahnung“, „was will der/die nur wieder von mir“, „der/die sollte es aber besser anders machen“,… und so weiter. Ich muss es gar nicht mal aussprechen, schon alleine die unbewussten – oder bewussten – Gedanken veranstalten ein ganz schönes Durcheinander in meinem Kopf.
Aber woher will ich denn wissen, was für die anderen gut ist? Weiß ich überhaupt, was für mich selbst gut ist? Womöglich nicht einmal das …
Ich allein gebe den Dingen die Bedeutung, die ich ihnen gebe. Und bleibe in einer äußeren Welt von richtig und falsch, gut und schlecht, einer Betrachtung von urteilen, sich angegriffen fühlen und verteidigen.
Die Lösung? Vielleicht gibt es keine oder braucht es keine – keine Betrachtungsweise kann ja „falsch“ sein.
Nur kann ich für mich entscheiden WIE ich die Welt sehen und erfahren möchte und mein Leben gestalte.
Dies ist der Grundgedanke jeden Yogas (was ja Verbindung bedeutet!) und auch das, was ich im Klang erlebe. Verbindung mit meinem wahren Selbst, mal ohne Verstand und „ich weiß aber“.
Nur SEIN und sich selbst fühlen. Und jeder darf so sein, wie er oder sie eben ist.
Wenn ich „nicht weiß“ und auch glaube, dass ich „nicht weiß“, kann ich nie Recht oder Unrecht haben, denn ich weiß es ja nicht. Welch friedvoller Ausblick…